ChatGPT und die Uckermark - Warum die KI meine Texte nicht schreiben kann


Seit Dezember 2022 ist der ChatbotGPT des Unternehmens Unternehmen OpenAI öffentlich nutzbar und sorgt seitdem für Diskussionen. Während einige befürchten, dass Studenten und Schüler das Denken nun der künstlichen Intelligenz überlassen, sehen andere das berufliche Aus für Autoren und Texter. Ist aber ChatGPT wirklich in der Lage, Menschen sämtliche Denk- und Schreibarbeiten abzunehmen? Ich wollte es genau wissen und habe es deshalb ausprobiert.

Zugegeben, ich fand es zunächst auch verführerisch, ChatGPT einzusetzen, um zumindest einige Kategorietexte automatisch schreiben zu lassen. Meine Versuche waren jedoch ernüchternd, denn das gehypte Programm wusste viele Fakten nicht beziehungsweise nannte einfach falsche. In diesem Artikel werde ich erläutern, warum ChatGPT für die Texte auf meiner Website ungeeignet ist.

ChatGPT und die Uckermark

Meine Aufgabe an ChatGPT lautete: Schreibe mir einen Text über den Landkreis Uckermark. Er soll enthalten: die größten Orte, Sehenswürdigkeiten, Naturdenkmäler, Naturschutzgebiete, die größten Seen und Flüsse, die höchsten Berge und Freizeitaktivitäten.

ChatGPT formulierte folgenden Text:

Der Landkreis Uckermark, im Nordosten Brandenburgs gelegen, ist bekannt für seine unberührte Natur, zahlreichen Seen und Flüsse sowie seine abwechslungsreichen Landschaften. Die größten Orte im Landkreis Uckermark sind Prenzlau, Templin und Schwedt/Oder.
In der Region gibt es eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, wie das Schloss Neuhardenberg, das Schloss Boitzenburg und das Kloster Chorin. Außerdem gibt es auch Naturdenkmäler wie den Granitzturm auf dem Rügenberg und die Eiche "Johannisthaler Urwaldriese".
Die Uckermark ist ein Paradies für Naturliebhaber. Es gibt zahlreiche Naturschutzgebiete wie den Naturpark Uckermärkische Seen, das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und den Nationalpark Unteres Odertal.
Die größten Seen im Landkreis Uckermark sind der Müritz-Nationalpark, der Scharmützelsee und der Stechlinsee. Auch die Flüsse Oder und Uecker sind einen Besuch wert.
Die höchsten Berge im Landkreis Uckermark sind der Teufelsberg und der Rügenberg. Es gibt auch eine Vielzahl an Freizeitaktivitäten wie Wandern, Angeln, Radfahren und Bootfahren. Die Uckermark ist ein idealer Ort für einen erholsamen Urlaub in der Natur.

Auf den ersten Blick erscheint dieser Text stimmig und einige Angaben sind auch richtig. Schaut man sich die genannten Fakten jedoch genauer an, stellt sich vieles als falsch oder sogar erfunden heraus:

  • Das Schloss Neuhardenberg befindet sich nicht im Landkreis Uckermark, sondern im Landkreis Märkisch-Oderland.
  • Das Kloster Chorin gehört nicht zum Landkreis Uckermark, sondern zum Landkreis Barnim.
  • Ein Granitzturm und ein Rügenberg ist für die Uckermark nirgends verzeichnet. Das wurde eventuell mit dem Jagdschloss Granitz auf Rügen in Mecklenburg-Vorpommern verwechselt.
  • Einen Johannisthaler Urwaldriesen gibt es in ganz Brandenburg nicht. Johannisthal ist in der Region lediglich als Ortsteil von Berlin im Bezirk Treptow-Köpenick bekannt.
  • Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin liegt nur teilweise in der Uckermark.
  • Der Müritz-Nationalpark ist kein einzelner See und liegt nicht in Brandenburg, sondern im Süden von Mecklenburg-Vorpommern.
  • Der Scharmützelsee liegt nicht im Landkreis Uckermark, sondern im Landkreis Oder-Spree.
  • Der Stechlinsee, eigentlich Großer Stechlinsee, befindet sich nicht im Landkreis Uckermark, sondern im Landkreis Oberhavel.
  • Der Fluss Uecker heißt auf Brandenburger Gebiet Ucker.
  • Ein Teufelsberg ist in der Uckermark nicht zu finden. Es gibt einen in der Nähe der Stadt Oderberg, die aber bereits im Landkreis Barnim liegt.

Sätze wie "Es gibt auch eine Vielzahl an Freizeitaktivitäten wie Wandern, Angeln, Radfahren und Bootfahren. Die Uckermark ist ein idealer Ort für einen erholsamen Urlaub in der Natur." sind allgemeingültig und sagen wenig über den Landkreis aus.

Ähnlich unzureichend und noch dazu stilistisch schlecht schrieb ChatGPT über das Bundesland Brandenburg: "Insgesamt ist Brandenburg ein Bundesland mit viel zu bieten, von seiner reichen Geschichte und Kultur bis hin zu seiner beeindruckenden Natur und wirtschaftlichen Stärke. Es ist ein großartiger Ort für Touristen, Geschäftsreisende und Einwohner."

Mein Fazit: Warum ChatGPT meine Texte nicht schreiben kann

Nach meinen Versuchen mit ChatGPT kam ich zu folgenden Schlüssen:

  • Die künstliche Intelligenz kann blitzschnell Daten abrufen, wenn sie zuvor damit gespeist wurde, kombinieren und die Ergebnisse in komplexe Sätze sowie Texte fassen.
  • Falsche oder nicht ausreichende Programmierung führt zu fehlerhaften Aussagen. ChatGPT hat bisher zum Beispiel nur Daten bis 2021 erfasst.
  • ChatGPT durchsucht bisher nicht das Internet und hat dadurch keinen Zugriff auf das Wissen auf anderen internetseiten oder Portalen.
  • Die KI kann das Wissen aus Büchern in Bibliotheken nicht nutzen, sofern es nicht durch Menschen in ihrer Datenbank hinterlegt wurde.
  • Die KI kann nicht sehen, riechen, fühlen und hören. Sie kann daher Anblicke, Gerüche und so weiter nur so wiedergeben, wie es ihr durch Menschen beigebracht wurde.
  • Die KI kann keine eigenen Erfahrungen sammeln und nicht überprüfen, ob die bereitgestellten Daten noch aktuell sind.
  • Chat GPT kann nur sinnvoll genutzt werden, wenn zuvor richtige und klare Fragen definiert werden. Im Anschluss ist es unbedingt notwendig, die Fakten zu überprüfen. Man sollte sich daher bereits in einem Thema auskennen beziehungsweise sich damit umfassend beschäftigen, um ChatGPT als Hilfswerkzeug einsetzen zu können.
  • Künstliche Intelligenz kann emotionale Intelligenz (zumindest zum jetzigen Zeitpunkt) nicht ersetzen.

Wie kann man künstliche Intelligenz erkennen?

Mit der Thematik der künstlichen Intelligenz beschäftigte ich mich bereits ab Mitte der 1990er Jahre für mein Buch Mythen, Monster und Maschinen. Der künstliche Mensch im Film*. Schon zu diesem Zeitpunkt war das Thema nicht neu, denn bereits im Jahr 1956 wurde auf einer Konferenz im Dartmouth College über künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence) referiert. Die Äußerungen dazu stießen auf unterschiedliche Reaktionen. Zum Teil wurden die Wissenschaftler noch ausgelacht, die sich mit der künstlichen Intelligenz beschäftigten. Bis zur Mitte der 1990er hatte sich das Gebiet der Künstlichen-Intelligenz-Forschung jedoch weltweit zu einem ernstgenommenen Forschungsgebiet entwickelt. Die Deutsche Konferenz für Künstliche Intelligenz fand 2022 in Trier bereits zum 45. Mal als eine der wichtigsten europäischen KI-Konferenzen statt. Das Fachgebiet Mensch-Maschine-Systeme an der Technichen Universität Berlin (TU) existiert schon seit 1994.

Bereits in den 1950er Jahren ging die Künstliche-Intelligenz-Forschung davon aus, dass Maschinen oder Computer hinsichtlich der Denkprozesse und der Problemlösung die gleiche Leistung wie das menschliche Gehirn erbringen würden. Wie aber sollte man die Intelligenz eines nicht-menschlichen Systems nachweisen können? Dazu schlug der britische Mathematiker und Informatiker Alan Turin 1950 einen Test vor, der heute als der Turing-Test bekannt ist. Seiner Meinung nach muss ein Computersystem als intelligent betrachtet werden, wenn es Fragen von Menschen so beantworten kann, dass die Antworten von menschlichen Antworten nicht mehr zu unterscheiden wären. Turing ging davon aus, dass solche Computer bis zur Jahrtausendwende gebaut werden könnten.

Der Autor Raymond Kurzweil, der sich um die optische Texterkennung und die Spracherkennung verdient gemacht hat und seit 2011 als Director of Engineerung bei Google LLC beschäftigt ist, meinte in seinem 1993 erschienenen Buch "KI - Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz", dass es zwischen 2020 bis 2070 ganz sicher Computersysteme geben würde, welche den Turing-Test bestehen und die künstliche Intelligenz damit auf eine Ebene mit der menschlichen heben würden. Er hat damit Recht behalten. Im Dezember 2022 soll ChatGPT bereits als zweiter Chatbot mit künstlicher Intelligenz den Turing-Test bestanden haben. Bereits im Sommer des gleichen Jahres konnte Googles Chatbot LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) zumindest den Google-Forscher Blake Lemoine von seinem Bewusstsein überzeugen, wie unter anderem in einem Artikel auf heise online zu lesen war.

Lesetipps

  • KI - Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz, Raymond Kurzweil, Carl Hanser 1993
  • Mythen, Monster und Maschinen. Der künstliche Mensch im Film, Heike Jestram, Kindle-Ausgabe 2011



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