Weihnachtsbaum, Weihnachtspyramide und Weihnachtskrone


Für die meisten von uns gehört das Aufstellen und Schmücken eines Weihnachtsbaumes zum Weihnachtsfest einfach dazu. Dabei ist diese Tradition in unserer Region noch gar nicht so alt. Im 19. Jahrhundert war es Mode, eine große und nicht drehbare Pyramide aus Holz aufzustellen. Das sah nicht nur gut aus, sondern war auch nachhaltig. Schließlich ließ sich die Weihnachtspyramide jedes Jahr aufs Neue verwenden.

Immergrün als Symbol für Leben und Gesundheit

Tannengruen

Tannengrün als Symbol für die erwachende Natur

Bereits unsere Vorfahren schmückten Häuser und Kirchen mit Zweigen oder Girlanden von immergrünen Pflanzen. Das Grün symbolisierte das Wiedererwachen der Natur sowie Gesundheit und Lebenskraft. Außerdem sollte es böse Geister verscheuchen und gute beherbergen. Im Christentum gilt ein immergrüner Baum als Paradiesbaum und zunächst wurde er auch nur zum Krippenspiel in Kirchen aufgestellt.

Als Weihnachten ab dem 18. Jahrhundert immer mehr zu einem Familienfest wurde, kamm allmählich der Brauch auf, auch in den eigenen vier Wänden einen immergrünen Baum aufzustellen. Die heutigen Weihnachtskugeln symbolisieren den Apfel, den Eva als verbotene Frucht im Paradies pflückte. In früheren Zeiten wurde der Baum tatsächlich oft mit Äpfeln geschmückt.

Friedrich II. von Preußen berichtete 1755 von Tannenbäumen zu Weihnachten, die anstatt mit Äpfeln mit vergoldeten Kartoffeln geschmückt wurden. Gar nicht abwegig, denn Kartoffeln werden auch Erdäpfel genannt.

Das Aufstellen von Weihnachtsbäumen war zunächst wohlhabenderen Haushalten vorbehalten. Tannenbäume gab es nämlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa nicht viele. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden mehr Tannenwälder angelegt, schreibt Wiebke Hauschildt in "Die Geschichte des Weihnachtsbaums".

Die Weihnachtspyramide in Brandenburg

Derweil entwickelten sich in Berlin und Brandenburg Lichtergestelle, die anstelle von Weihnachtsbäumen aufgestellt wurden. Mit den uns heute bekannten Weihnachtspyramiden der erzgebirgischen Volkskunst hatten diese noch nicht viel zu tun. Anfangs handelte es sich um einfache Gestelle aus Holzstreben, die oben zusammenliefen. Auf diese Weise entstand eine Pyramide, die mit Kerzen geschmückt wurde.

Weihnachtsmarkt-Pyramide

Große Pyramide auf dem Berliner Weihnachtsmarkt

Die ersten Weihnachtspyramiden standen fest und hatten weder Flügelrad noch Drehscheibe. Im Laufe der Jahre wurden die Weihnachtspyramiden immer schmuckvoller. Manchmal hatten sie mehrere Etagen mit Drehtellern, Kerzenhaltern und ein Flügelrad. Dieses wurde nach dem Anzünden der Kerzen durch die Luftbewegung der heißen Luft in Bewegung gesetzt, wodurch sich die Pyramide zu drehen begann. Die einzelnen Etagen waren zum Beispiel mit den Figuren des Krippenspiels, Engeln oder winterlichen Figuren bestückt. Die vier Ständer der Pyramiden wurden mit Tannengrün oder anderen Zweigen von immergrünen Pflanzen wie Buchsbaum geschmückt.

Im Berliner Jargon wurde die Weihnachtspyramide übrigens Perjamide oder auch Perchtemite genannt, abgeleitet vermutlich vom erzgebirgischen Wort Peremett. Die Volkssprache der Landschaft Teltow kannte die Bezeichnung Perjamide ebenfalls, dazu aber regional auch Permitte, Perjamine und Permine.

In Schwedt und Umgebung stellten Familien bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Stufenpyramiden auf. Dabei handelte es sich um ein Holzgestell mit mehreren Etagen, an denen zum Beispiel Äpfel und Lebkuchen angehängt wurden.

In "So ist's Brauch" berichtet Dr. Lutz Libert, dass der Weihnachtsbaum in der Uckermark um 1830 noch unbekannt war. Stattdessen schmückten die Barbarazweige zu Weihnachten die Stuben der einfachen Leute. Einfache Weihnachtspyramiden wurden in bürgerlichen Familien aufgestellt. Laut Libert handelte es sich um sogenannte Berliner Weihnachtspyramiden, die "aus vier pyramidenförmig verbundenen Stäben mit einem Mittelstab" bestanden, welche in einem "quadratischen Brett" steckten. Ab 1900 setzte sich in der Uckermark dann der Weihnachtsbaum zunehmend durch.

Eine Variante der Berliner Weihnachtspyramide war die Berliner Weihnachtskrone. Diese sah eher wie eine Erntekrone oder ein Lampenschirm aus. Sie bestand in der Regel aus zwei bis drei Reifen von Fässern, welche durch Bögen miteinander verbunden wurden. Die Berliner Weihnachtskrone wurde mit Tannengrün, Rauschgold sowie Kerzen geschmückt und unter der Decke aufgehängt.

Im Havelland wurde der Begriff Weihnachtskrone für einen drehbaren Weihnachtsbaum gebraucht. Wie Erika Guthjahr in "Havelländer Jahreslauf" schreibt, war dieser in Rathenower Familien noch mindestens bis Mitte des 20. Jahrhunderts sehr beliebt. Die havelländische Weihnachtskrone bestand aus einem etwa 1,20 Meter hohen, pyramidenförmigen Gestell, in das Tannenzweige und Kerzen eingesteckt wurden. Dadurch entstand der Eindruck eines richtigen Baumes. An der Spitze gab es wie bei den heutigen Weihnachtspyramiden ein Flügelrad, das sich durch die Wärme der Kerzen zu drehen begann. Am unteren Teil war eine drehbare Platte, auf der Krippenfiguren oder anderes aufstellt wurden.

In der Prignitz sollen die einfachen Holzpyramiden noch bis ins 20. Jahrhundert üblich gewesen sein, wenngleich ab Mitte des 19. Jahrhunderts allmählich Weihnachtsbäume aufgestellt wurden. Bis 1860 war hier die Kiefer der beliebteste Weihnachtsbaum. Danach wurden Tannen und Rotfichten bevorzugt.

Eine Prignitzer Weihnachtspyramide von 1922 besitzt wohl das Stadt & Regionalmuseum Perleberg .


Quellen:

* Die Geschichte des Weihnachtsbaums: Von frostgeplagten Nordmännern und vergoldeten Kartoffeln, Wiebke Hauschildt, Deutsche Digitale Bibliothek - Kultur und Wissen online
* Feste im Jahres- und Lebenslauf in der Prignitz, Wolfram Hennies, Die Mark Brandenburg - Verlag für Regional- und Zeitgeschichte 2017 (Direktsuche bei Amazon*)
*Havelländer Jahreslauf - Bräuche und Rezepte, Erika Guthjahr, Heimatverlag Guthjahr, Rathenow 1994
* So ist's Brauch. Bräuche und Traditionen im Jahreslauf in der Uckermark und im Barnim, Dr. Lutz Libert, Verlagsbuchhandlung Ehm Welk 2019 (Direktsuche bei Amazon*)
* Wörterbuch der Teltower Volkssprache, Willy Lademann, Akademie-Verlag, Berlin 1956



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