Großer und Kleiner Tornowsee
Der Große und der Kleine Tornowsee sind zwei natürliche Seen im Naturpark Märkischen Schweiz nordöstlich von Berlin. Sie liegen inmitten eines nahezu naturbelassenen Waldgebietes und sind daher empfehlenswerte Ausflugsziele für alle, die sich nach etwas Ruhe und Entspannung sehnen.
- Der Große Tornowsee
- Der Kleine Tornowsee
- Der Silberberg und der Dachsberg
- So kommt man zu den Seen und den Bergen
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Der Große Tornowsee
Am Ufer des großen Tornow-Sees erhebt sich eine Villa, ein Schweizerhaus. Der Erbauer, in Huldigung gegen den Ort, an dem er den zierlichen Bau entstehen ließ, hat ihm den Namen »Haus Tornow« gegeben. Das hat einen guten Klang. Stille weilt rundum. Es ist ein Platz für Rast und Ruhe, und wer empfände nicht die Sehnsucht danach!
Das schreibt Theodor Fontane in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" über den Großen Tornowsee. Stille und Ruhe finden Wanderer und Naturliebhaber auch heute noch an dem etwas mehr als zehn Hektar großen naturbelassenen See im Zentrum der Märkischen Schweiz, der inmitten eines Waldgebietes liegt. Tief ist er nicht, der Tornowsee. An seiner tiefsten Stelle werden gerade einmal 11 Meter gemessen. Als Teil eines Naturschutzgebietes ist er kein öffentlicher Badesee und auch Motorboote werden hier nicht zu hören sein.
Am Nordufer befinden sich die Schule am Tornowsee und das Haus Tornow am See. Das von Fontane erwähnte Schweizerhaus gibt es heute nicht mehr. Wegen Baufälligkeit fiel das einstige Herrenhaus in den 1960er der Abrissbirne zum Opfer.
Das Haus Tornow wurde ab 1908 neben dem Herrenhaus im Auftrag von Wilhelm von Oppen erbaut, der die Güter Pritzhagen und Bollersdorf von seiner Großtante Gräfin Luise von Itzenplitz geerbt hatte. Das neue Haus am Großen Tornowsee wurde zu seinem Refugium.
Ab 1912 lebte der ehemalige Offizier hier mit seiner Familie und widmete sich Fragen der Waldbewirtschaftung. Es heißt, er war Anhänger der Theorie vom Dauerwald, welche zu Beginn der 1920er Jahre aufkam. Auschlag dafür gab vermutlich das Buch "Der Dauerwaldgedanke. Sein Sinn und seine Bedeutung" von Alfred Möller, das im Jahr 1922 erschienen war. Der Gedanke, dass der Wald ein lebendiger Organismus ist, der ohne Kahlschläge bewirtschaftet werden soll, lebt heute angesichts des Klimawandels und zunehmender Gefahr von Waldbränden wieder auf.
Der Schutz des Waldes scheint von Oppen wichtig gewesen zu sein, wie ein Zitat von ihm auf einer Tafel im Wald zeigt:

Du schnitzt es gern in
alle Rinden ein,
doch im Walde
lass es lieber sein.
Es ist doch gänzlich schnuppe,
ob hier zu lesen ist,
dass du mit Deiner Puppe
mal hier gewesen bist.
Während der Zeit der Weimarer Republik mussten die von Oppens ihren Besitz aufgrund wirtschaftlicher Probleme aufgeben. Neue Nutzer waren bis zum 2. Weltkrieg die Mitglieder des Deutschen Verbands der Kleinhandelstreibenden. Nach Nutzungen als Kriegslazarett und als Kinderheim wurde das Haus Tornow zu Beginn des neuen Jahrtausends von einem psycho-sozialen Träger aus Berlin übernommen, welcher es heute als Gästehaus sowie für Tagungen und Veranstaltungen nutzt.
Der Kleine Tornowsee
Wo es einen großen gibt, muss es auch einen Kleinen Tornowsee geben. Über diesen berichtet Fontane:
Der kleine Tornow ist einer jener »Teufelsseen«, denen man in der Mark, an den Abhängen der Hügel, so oft begegnet. Ihr Name bezeichnet ihren Charakter. Das Wasser ist schwarz, dunkle Baumgruppen schließen es ein, breite Teichrosenblätter bilden einen Uferkranz, und die Oberfläche bleibt spiegelglatt, auch wenn der Wind durch den Wald zieht.
Der Kleine Tornowsee ist mit rund vier Hektar Fläche und einer Tiefe von etwa sechs Metern tatsächlich um einiges kleiner als sein großer Bruder. Außerdem ist ein Teil versumpft. An seinem südwestlichen Ufer liegt der Echostein, von dem berichtet wird, dass bei Windstille ein Echo des Waldes an der anderen Seeseite zu hören ist. Ich stand eine ganze Weile dort und habe leider nur das übliche Rauschen des Waldes und das Zwitschern von Vögeln vernommen. See und Echostein können nur zu Fuß erreicht werden. Über einen Wanderweg um den Großen Tornowsee herum braucht man vom Haus Tornow aus etwas mehr als zwanzig Minuten. Schneller ist man auf einem Weg entlang des nordöstlichen Ufers.
Der Silberberg und der Dachsberg
An der nördlichen Seeseite des Kleinen Tornowsees erheben sich der Silberberg und der Dachsberg. Der Weg dahin ist ungefähr einen Kilometer weit und geht mäßig bergauf. An der Spitze des Silberbergs laden Bänke zur Rast ein. Außerdem liegt hier der Große Stein, ein ganz besonders gewichtiger Feldstein. Auf dem Dachsberg steht eine Schutzhütte mit Informationstafeln. Die reiche Vegetation verhindert die Aussicht vom Silberberg. Vom Dachsberg aus sieht man hingegen mit besonders guten Augen, einem Fernglas oder einem Teleobjektiv die Kirche und den Wasserturm von Müncheberg, verschiedene Funkmasten und die Dächer von Dahmsdorf. Den Buckower Kirchturm habe ich nicht erspähen können, obwohl er laut Infotafel zu sehen sein sollte. Zwischen den Bäumen schimmert die glitzernde Wasserfläche des Kleinen Tornowsees durch.
So kommt man zu den Seen und den Bergen
Der Große und der Kleine Tornowsee gehören zum Dorf Pritzhagen nördlich von Buckow (Märkische Schweiz). Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, fährt am besten bis zum S-Bahnhof Strausberg Nord und nimmt ab hier den Linienbus bis Pritzhagen Dorf. Schneller geht es allerdings mit dem Auto, das auf dem Waldparkplatz am Haus Tornow abgestellt werden kann.
Viele Wege um den Großen und den Kleinen Tornowsee sind nicht gut für Personen geeignet, die schlecht zu Fuß sind. Auch mit dem Fahrrad wird man sie kaum bewältigen können. Der Grund: An einigen Stellen versperren umgestürzte Bäume die Wege, die nur mühsam umgangen oder überklettert werden können. Ein Teil der Bäume wurde bereits im Juli 2002 durch orkanartige Stürmen aus dem Boden gerissen. Die Unwetter der letzten Jahre haben die Zerstörung fortgesetzt. Außerdem waren hier die Biber ziemlich fleißig. Die Natur bleibt sich hier für eine natürliche Waldentwicklung absichtlich selbst überlassen. Wer hier wandert, erlebt Natur pur.
Einige Wege wurden jedoch als Wanderwege freigeräumt. Es sind verschiedene Routen ausgeschildert, zum Beispiel zum Fledermausmuseum Julianenhof, nach Buckow, zum Poetensteig und ins Stobbertal.
Quellen:
* Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 2. Band Oderland, Kapitel "Der große und der kleine Tornow-See" (Direktsuche bei Amazon*)* Geschichte vom Haus Tornow am See, Website der Prenzlkomm gGmbh (Betreiberin des Gästehauses)
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