Der Blumenthalsche See


Eine Sage aus der Gemeinde Prötzel, Landkreis Märkisch-Oderland

Wie einige Leute erzählen, ist die Stadt, welche einst im Blumenthal gestanden, in dem dortigen schönen See untergegangen, und daher mag auch der große gelbe Koffer, der ganz mit Eisen beschlagen ist, hineingekommen sein. Man sieht nämlich zuweilen einen solchen dort auf dem Wasser schwimmen, aber kein Mensch kann ihn herausziehen, und wenn die Fischerknechte ihn mit Stricken herausziehen wollten, und ihn oft schon ganz sicher zu haben glaubten, waren die Stricke plötzlich wie abgeschnitten und der Koffer wieder an der alten Stelle.

Ueberdies ist das Herausziehen sehr gefährlich, denn mancher, der es thun wollte, ist schon dabei im See ertrunken. Es muß aber recht etwas Wunderschönes darin sein, denn am zweiten Adventstage hört man den ganzen Tag über eine herrliche Musik, wie von Pauken und Trompeten und auch Gesang, und die kommt aus dem Koffer. Ein Schäfer war einst grade an diesem Tage mit einem alten Fischer und noch andern dort in der Nähe, und es war ihnen allen schon den ganzen Tag wie Musik in den Ohren; als sie nun dem See näher kamen, wurde diese immer deutlicher, und wie sie endlich am Ufer anlangten, sahen sie den Koffer und hörten die Musik in ihrer ganzen Schönheit.

Wunderbareres kann man aber noch am Neujahrstage dort erleben, denn da sieht man Leinen quer über den ganzen See gezogen, darauf hängt die allerfeinste Wäsche, und zwar so schöne Hemden, Ueberzüge, Handtücher, Laken und dergleichen mehr, daß sie wohl jeder gern haben möchte. Zum See führen dann ordentliche, von Rasen gemachte Stufen hinab, und es scheint so recht einladend gemacht, daß einer die Wäsche holen solle.

Eine Frau kam nun auch einmal am Neujahrstage des Weges, und da der See immer an dem Tage zugefroren ist, heute aber grade so fest war, daß man noch die Spuren der schweren Holzwagen sah, die darüber gefahren waren, konnte sie dem Gelüste nicht widerstehn und wollte eins der schönsten Stücke holen, aber wie sie hingeht und faßt nur kaum die erste Klammer an, giebts ein fürchterliches Krachen, das Eis bricht unter ihr zusammen, und sie hätte unfehlbar ertrinken müssen, wenn ihr nicht noch die Fischer, die grade auf dem See fischen wollten, zur rechten Zeit zu Hülfe gekommen wären.

Wie Einige erzählen, soll sich dies Alles nicht auf dem Blumenthal-, sondern auf dem Straußsee zutragen.

Aus: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin: Reimer, 1843, e-book-Sammlung zeno.org

*Die ursprüngliche Schreibweise und Rechtschreibung wurden beibehalten.
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