Sagenhaftes Brandenburg
Wenn sich in früheren Zeiten Menschen an langen Winterabenden um ein wärmendes Feuer versammelten, dauerte es nicht lange, bis die Rede auf fantastische Ereignisse kam. Mit großen Wäldern, mystischem Heideland, tiefen Seen und langen Flüssen bot auch das Land Brandenburg eine abwechslungsreiche Kulisse für märchenhafte Geschichten, die von Generation zu Generation weiter überliefert wurden.
Als Sagen werden meistens kurze Erzählungen bezeichnet, in denen sich reale Geschehnisse mit übersinnlichen mischen. In Meyers Kleinem Konversationslexikon aus dem Jahr 1899 wird die Sage als "eine im Volk entstandene, erdichtete oder durch Erdichtung ausgeschmückte und mündliche fortgepflanzte Erzählung von irgendeiner Begebenheit" definiert. Sagen können historische oder geschichtliche Ereignisse zum Hauptthema haben, aber auch von Göttern, Helden, Naturgeistern oder bedeutenden Persönlichkeiten erzählen. Außerdem gibt es zahlreiche Tier- und Natursagen.
In den Sagen aus Brandenburg wurde von versunkenen Dörfern, verzauberten Prinzessinnen oder verborgenen Schätzen berichtet. Jeder Erzähler schmückte seine Geschichte noch ein wenig mehr aus. Wer der ursprüngliche Verfasser war, wusste schon bald niemand mehr, so wie es uns heute bei den sogenannten urbanen Mythen geht. Sammlern und Herausgebern wie den Brüdern Grimm, Adalbert Kuhn und Jodocus Temme ist es aber zu verdanken, dass die mündlichen Erzählungen aufgeschrieben wurden und uns deshalb noch immer zum Staunen bringen.
Einige Brandenburger Sagen erzählen von Spukgestalten. Es spukt zum Beispiel am Teufelssee, im Ringelthurm zu Lehnin, in Tegel und in Köpenick.
Viele Sagen drehen sich um die weiße Frau, die zum Beispiel auf dem Räuberberg, im Rehdanzbruch, in Chorin und in Lehnin umgeht. Bei der weißen Frau handelt es sich meistens um den Geist einer adligen Vorfahrin, der im Grab keine Ruhe findet. Weiße Frauen spuken der Sage nach in mehreren europäischen Schlössern und Burgen wie auf der Plassenburg in Kulmbach, im Berliner Jagdschloss Grunewald, auf der Heidecksburg bei Rudolstadt und auf der Burg Lauenstein in Bayern. Sagen von der weißen Frau gibt es aber auch in Österreich, in der Schweiz, in Frankreich, in Großbritannien, in Estland und in der Slowakei.
Auf historischen Ereignissen beruhen zum Beispiel die Sagen "Die Erbauung des Klosters Lehnin", "Die von Uchtenhagen zu Freienwalde I und II und Was sich vor der Schlacht von Fehrbellin zugetragen"
In einigen Sagen wird erklärt, woher der Name von Ortschaften kommt, beispielsweise von Köpenick, Küstrin und Jüterbog (in alter Schreibweise Jüterbogk).
Eine Rolle spielen aber auch versunkene Städte, wie im Blumenthal, im Werbellinsee und im Haussee bei Buckow.
Lesetipps
- Sagenbuch des Preußischen Staats, Band 1 und 2, Johann Georg Theodor Grässe, Edition Holzinger, Großformat, 2014 (Direktsuche bei Amazon*)
- Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben, Adalbert Kuhn, Edition Holzinger, Taschenbuch, 2017 (Direktsuche bei Amazon*)
- Sagen aus Brandenburg und Schlesien, Ludwig Bechstein, Lempertz Edition und Verlagsbuchhandlung (Direktsuche bei Amazon*)
- Die Volkssagen der Altmark, Jodocus Deodatus Hubertus Temme, Hofenberg, 2018 (Direktsuche bei Amazon*)
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