Neuruppin - Die Fontanestadt
Neuruppin liegt nordwestlich von Berlin am Ruppiner See. Die Stadt war zwar bereits im Mittelalter bekannt, musste nach einem verheerenden Stadtbrand aber zu Ende des 18. Jahrhunderts fast komplett neu aufgebaut werden. Es entstand eine Stadt nach einheitlichem Grundriss mit großzügigen Plätzen, breiten Straßen und Häusern im Stil des Frühklassizismus.
- Neuruppin und Fontane
- Neuruppin und Schinkel
- Die Klosterkirche Sankt Trinitatis
- Noch mehr Sehenswertes
- Promenade am Ruppiner See
- Neuruppin als Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren
- Badespaß in Neuruppin
- Die Anreise nach Neuruppin
- Bilder aus Neuruppin
Neuruppin und Fontane
Neuruppin wird die Fontanestadt genannt, obwohl der vielleicht bedeutendste Schriftsteller der Mark Brandenburg insgesamt nur acht Jahre in der Stadt gelebt hat. Theodor Fontane wurde am 30. Dezember in Neuruppin geboren. Sein Vater besaß zu dieser Zeit eine Apotheke in der Stadt. Das Haus an der jetzigen Karl-Marx-Straße 84, in dem sich heute die Löwen-Apotheke befindet, war Fontanes Geburtshaus.
Als Theodor sieben Jahre alt war, zog die Familie nach Swinemünde. Von 1832 bis 1833 weilte er jedoch noch einmal in Neuruppin und besuchte hier das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, welches heute Altes Gymnasium Neuruppin heißt. Die meisten Jahre seines Lebens verbrachte Fontane allerdings in Berlin. Hier lebte er ab 1845 bis zu seinem Tod im September 1889 und hier ist er auf dem Friedhof II der Französisch-Reformierten Gemeinde in der Liesenstraße Berlin-Mitte zusammen mit seiner Frau Emilie begraben.
In Neuruppin erinnern vor allem das denkmalgeschützte Geburtshaus mit der Apotheke, das Fontane-Denkmal auf dem Fontaneplatz und die Brunnenskulpur Fontane von Matthias Zágon Hohl-Stein an den großen Sohn der Stadt. Im Resort Mark Brandenburg am Ruppiner See wurde die Therme nach Fontane benannt und wie in vielen Orten Brandenburgs gibt es auch in seiner Geburtsstadt eine Fontanestraße.
Selbstverständlich hat Theodor Fontane über Neuruppin in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" berichtet:
"Ruppin hat eine schöne Lage – See, Gärten und der sogenannte »Wall« schließen es ein. Nach dem großen Feuer, das nur zwei Stückchen am Ost- und Westrande übrigließ (als wären von einem runden Brote die beiden Kanten übriggeblieben), wurde die Stadt in einer Art Residenzstil wieder aufgebaut. Lange, breite Straßen durchschneiden sie, nur unterbrochen durch stattliche Plätze, auf deren Areal unsere Vorvordern selbst wieder kleine Städte gebaut haben würden."
Wer heute nach Neuruppin kommt, wird die breiten Straßen und großen Plätze wiedererkennen. Das Kopfsteinpflaster in einigen Straßen und die niedrigen Häuser erleichtern es, sich in Fontanes Zeit zurückzuversetzen. Auch die Bronzestatue König Friedrich Wilhelms II. und die Klosterkirche, die er in seinem Werk erwähnt, sind noch heute zu sehen.
Neuruppin und Schinkel
Vor Fontane hatte schon Karl Friedrich Schinkel die Schulbank im Friedrich-Wilhelms-Gymnasium gedrückt, der im März 1781 in Neuruppin geboren wurde. Später sollte er sich einen Namen als Architekt, Stadtplaner, Maler, Grafiker und Bühnenbildner machen.
Er brachte es bis zum Architekten von König Friedrich Wilhelm IV. und zeichnete verantwortlich für bedeutende Bauten wie das Alte Museum, das Schloss Tegel und das Schauspielhaus in Berlin, das Schloss Rosenau in Coburg sowie die Nikolaikirche in Potsdam.
Für Neuruppin hat Schinkel keine Gebäude entworfen. Jedoch wurden die Türme der Klosterkirche im Jahr 1834 nach seinen Plänen restauriert und dem Friedrich-Wilhelm-II.-Denkmal liegt sein Entwurf zugrunde.
An Karl Friedrich Schinkel erinnern in Neuruppin das Schinkel-Denkmal auf dem Kirchplatz und das Predigerwitwenhaus in der Fischbänkenstraße, in dem er mit seiner Mutter für einige Jahre gelebt hatte und das heute den Karl-Friedrich-Schinkel Gesellschaft e. V. beherbergt. Außerdem wurde das Karl-Friedrich-Schinkel-Gymnasium Neuruppin nach ihm benannt.
Die Klosterkirche Sankt Trinitatis
Die Klosterkirche Sankt Trinitas ist weithin zu sehen und gilt als Wahrzeichen Neuruppins. Die Kirche wurde im Stil der Backsteingotik um 1246 zusammen mit einem Dominikanerkloster erbaut, das nach der Reformation nicht mehr als solches genutzt wurde. Stattdessen dienten die Räumlichkeiten erst als Spital und während der Besetzung durch Napoleons Truppen als Gefangenenlager. Das Kloster wurde 1816 abgerissen. Die Kirche erfuhr ab 1834 eine umfassende Sanierung nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel.
Zu Schinkels Zeiten hatte die Klosterkirche nur einen Turm mit drei Etagen. Dieser wurde wegen Baufälligkeit im Jahr 1882 abgerissen. Erst 1905 erhielt die Kirche die beiden Türme, die heute die Stadt überragen. Verantwortlich dafür war der Königliche Baurat Ludwig Dihm.
Bis heute wurden mehrmals Sanierungsarbeiten durchgeführt, bei denen der grundsätzliche Aufbau der Kirche aber nicht mehr verändert wurde. In der Kirche finden neben Gottesdiensten auch Ausstellungen und Konzerte statt.
Über die Klosterkirche zitiert Fontane in den "Wanderungen" ein Gedicht von Georg Hesekiel:
"Lieblich weht's vom
See herüber,
Leise, langsam, wie verdrossen
Ziehen still die Wolken drüber,
Gleichen Schritts mit unsern Rossen...
Drüben liegt im Sonnenscheine
So ein alt und sauber Örtchen,
Kirch und Turm von rotem Steine,
In der Mauer Ausfallpförtchen."
Noch mehr Sehenswertes
Die Innenstadt von Neuruppin ist nicht groß. Daher sind alle Sehenswürdigkeiten fußläufig erreichbar. Besonders sehenswert finde ich die folgenden:
- Tempelgarten mit Gebäuden im orientalisierenden Stil, in denen sich ein Restaurant befindet, in der Präsidentenstraße
- Kirchplatz mit der St.-Marien-Kirche und dem Karl-Friedrich-Schinkel-Denkmal
- Fontanes Geburtshaus mit der Löwen-Apotheke in der Karl-Marx-Straße
- Altes Gymnasium am Schulplatz
- Bronzestatue König Friedrich Wilhelms II. auf dem Schulplatz vor dem Alten Gymnasium
- Siechenhauskapelle in der Siechenstraße nahe der Klosterkirche
- Museum Neuruppin in der August-Bebel-Straße mit Dauerausstellungen zur Stadtgeschichte und wechselnden Sonderausstellungen
Promenade am Ruppiner See
Die Seepromenade in Neuruppin ist zwar nicht sehr lang, bietet aber Platz zum Erholen und einen schönen Blick auf den mit 14 Kilometern längsten See Brandenburgs, den Ruppiner See. Von hier aus starten zudem täglich die Fahrgastschiffe der Neuruppiner Flotte zu Seerundfahrten. Abfahrten sind um 11 Uhr, um 12.30 Uhr und um 16.30. Die Touren dauern jeweils eine Stunde.
Wer lieber eigenständig auf dem See unterwegs sein möchte, kann bei Boat-City am Schwanenufer unweit der Promenade Tret-, Ruder- und Motorboote, Flöße sowie Hausboote und Motoryachten mieten.
Neuruppin als Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren
Da Neuruppin noch vor Münster und Leipzig eine der flächengrößten Städte Deutschlands ist, gibt es kaum Wanderwege, die direkt in der Innenstadt starten. Besser ist es daher mit dem Fahrgastschiff zum Hotel & Restaurant Boltenmühle zu fahren und ab hier einen der gekennzeichneten Rundwanderwege durch die Ruppiner Schweiz zu wählen. 55 Minuten sind es von der Klosterkirche bis zur Boltenmühle mit dem Fahrrad. Ein Rad kann man sich zum Beispiel bei Rhinpaddel in der Friedrich-Engels-Straße 8 oder am Resort Mark Brandenburg An der Seepromenade 20 ausleihen.
- Der Weg durch das Binenbachtal ist wenig mehr als zwei Kilometer lang und dadurch auch für Anfänger gut geeignet. Er geht durch einen Mischwald, entlang wilder Schluchten, vorbei am Kalksee und durch das Dorf Binenwalde. Am Kalksee gibt es eine Badestelle.
- Die Route rund um den Kalksee verläuft über sechs Kilometer entlang des Binenbachs, durch einen Mischwald und am Ufer des Sees entlang.
- Der Rundweg um den Tornowsee - nicht zu verwechseln mit dem Großen oder Kleinen Tornowsee bei Buckow in der Märkischen Schweiz - ist mit acht Kilometern am längsten. Er führt Wanderer zur Tornowquelle und zum Binenbach bis zum Rottstielfließ und an dem Aussichtspunkt Zanderblick vorbei.
Jährlich im Herbst findet im Ruppiner Land der Fontane Wandermarathon statt. Im Jahr 2022 ist der Termin der 10. September und es geht ab 7.30 Uhr am SBZ - Sport- und Bildungszentrum in Lindow (Mark) los.
Die Boltenmühle gab es übrigens zu Fontanes Zeiten schon. In seinen "Wanderungen" sinniert er über die Ruppiner Schweiz in einem Gedicht:
"Und fragst du doch: »Den vollsten Reiz,
Wo birgt ihn die Ruppiner Schweiz?
Ist's norderwärts in Rheinsbergs Näh?
Ist's süderwärts am Molchow-See?
Ist's Rottstiel tief im Grunde kühl?
Ist' Kunsterspring, ist's Boltenmühl?
Ist's Boltenmühl, ist's Kunsterspring?
Birgt Pfefferteich den Zauberring?
Ist's Binenwalde?« – Nein, o nein,
Wohin du kommst, da wird es sein,
An jeder Stelle gleichen Reiz
Erschließt dir die Ruppiner Schweiz."
Die Region um Neuruppin ist für Radtouren bestens geeignet. Von hier aus fährt man zum Beispiel in rund 1,5 Stunden nach Rheinsberg, in circa 45 Minuten nach Fehrbellin und zur Siegessäule Hakenberg oder in 40 Minuten zum Tierpark Kunsterspring. Dieser liegt ungefähr 13 Kilometer nördlich von Neuruppin inmitten eines großen Waldgebietes und ist von dort aus auch mit dem Linienbus ab Rheinsberger Tor erreichbar.
Eine anspruchsvolle Radtour führt um den Ruppiner See. Auf einer Strecke von rund 26 Kilometern geht es von Neuruppin über die Seebrücke über Wuthenow, Gnewikow, Karwe, Wustrau und Buskow zurück nach Neuruppin. Alle diese Orte hat bereits Theodor Fontane besucht. In seinen "Wanderungen" schreibt er darüber.
Badespaß in Neuruppin
Das Ruppiner Seenland ist ein Paradies für Wasserratten. Direkt in Neuruppin gibt es die Badestelle im Stadtpark, auf der gegenüberliegenden Seeseite kann an der Badestelle Waldfrieden an der Lindenallee gebadet werden. Außerdem hat Neuruppin eine Seebadeanstalt mit Sandstrand, Steganlage und Sprungturm. Das Jahnbad ist vom Bahnhof Rheinsberger Tor in rund 20 Minuten zu Fuß zu erreichen.
Die Anreise nach Neuruppin
Neuruppin liegt an der Bundesautobahn A24 und ist daher mit dem Auto bequem zu erreichen, wenn es nicht gerade Stau gibt. Von Berlin aus sind es etwa 80 Kilometer, von Hamburg 220 Kilometer. Eine Alternative zur Autobahn ist die Landstraße. Zunächst geht es auf der Bundesstraße B96 in Richtung Norden bis zur Gemeinde Löwenberger Land und von hier aus Richtung Westen auf der B167 bis Neuruppin. Die Fahrzeiten liegen nicht so stark auseinander, aber man sieht bei der Landstraßenfahrt mehr.
Auch mit der Bahn ist Neuruppin gut erreichbar. Die Fahrzeit beträgt mit dem RE6 Richtung Wittenberge ab Berlin-Gesundbrunnen wenig mehr als eine Stunde. Zusteigen kann man in Jungfernheide, Spandau und Hennigsdorf. Neuruppin hat zwei Bahnhöfe, und zwar Neuruppin-West und Neuruppin-Rheinsberger Tor. Wer in die Innenstadt und zur Seepromenade möchte, steigt besser am Rheinsberger Tor aus.
Quellen
* Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Theodor Fontane, Anaconda Verlag 2019 (Direktsuche bei Amazon*)* Webpräsenz der Stadt Neuruppin
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